Flusskreuzfahrt DCS Amethyst (Tag 5 Melk)
Der
gestrige Abend hatte ja, wie berichtet, etwas länger gedauert, was
zur Folge hatte, dass wir wieder richtig gut und fast zu lange
geschlafen haben. Nach dem Aufstehen sahen wir erst einmal auf das
Tagesprogramm, da wir letzte Nacht wirklich keine Lust mehr hatten,
uns zu informieren. Was lasen wir im Tagesprogramm: Ankunft in Melk
gegen 09 Uhr, wussten wir ja, 13.45 Uhr „Alle an Bord“; Waaaaas,
so früh, haben wir da was verpasst. Wir dachten die Amethyst legt
erst um 15.30 Uhr in Melk wieder ab und jetzt war die Abfahrt für 14
Uhr angesetzt. Ich war fast überzeugt, dass dies unseren Plan
durcheinander bringen wird, denn ich glaubte, dass wir länger für
unseren geplanten Ausflug brauchen. Nun gut, alle Aufregung brachte
nix, wir richteten uns für das Frühstück und wollten anschließend
noch bei Heidi nachfragen, was der Grund für die Planänderung war.
Beim
heutigen Frühstück bestellten wir dann auch unser Mittagessen, denn
die Essenszeit war auf 13.30 Uhr festgelegt, also eine Viertelstunde
vor „Alle an Bord“. So kamen wir wenigstens einmal in den Genuss
eines Mittagessen auf dem Schiff, hatten wir ja bisher noch nicht auf
der DCS Amethyst.
Tatsächlich
trafen wir nach dem Frühstück auf Heidi, die uns bereitwillig
erklärte, dass das vorzeitige Ablegen in Melk entschieden wurde,
weil die Aufenthaltsdauer trotzdem noch ausreichend sei, um in Melk
alles in Ruhe anzusehen und es zudem den Zeitplan für die Rückkher
nach Passau erleichtere. Die Änderung wurde aber bei der
Begrüßungsveranstaltung schon angesprochen, was wir nicht
mitbekommen haben, weil wir diese frühzeitig verlassen haben.
Zwischenzeitlich
war es 08.30 Uhr und wir konnten vom Schiff aus schon das Stift Melk
über der Donau thronen sehen.
Anfahrt auf Melk |
Weiter
beobachteten wir, dass die Crew schon Vorbereitungen traf, um allen
Anschein nach früher in Melk anzulegen.
Die Crew trifft Vorbereitungen zum Anlegen |
Dies
war für uns das Zeichen, uns schnellst möglich zum Landgang fertig
zu machen. Für mich war das allem Anschein nach zu schnell, denn ich
nahm die letzten 3 Treppen zu unserem Deck ungewollt im „freien
Flug“. Trotz hartem Aufschlag auf dem Schiffsboden konnte ich mich
von alleine aufrappeln und nachdem ich mich ein wenig geschüttelt
hatte, den Weg zur Kabine fortsetzen, ohne dass irgendwelche größere
Schäden geblieben wären, die einen Landgang verhindert haben.
So
kam es, dass wir um 08.45 Uhr von der Donaulände den Weg in Richtung
Melk einschlugen. Ein Fußweg durch die Donauauen führte uns nach 15
Minuten zur Lepoldsbrücke, an der auch schon die ersten Häuser von
Melk stehen.
Leopoldsbrücke mit Stadtansicht Melk |
Nach
Überquerung der Brücke befanden wir uns an der Wiener Straße. Wir
beschlossen, trotz enormen Zeitdruck, erst die Sehenswürdigkeiten
des Städtchen Melk anzusehen und erst anschließend das Stift Melk
zu besichtigen. Die erste Sehenswürdigkeit sahen wir schon auf der
gegenüberliegenden Straßenseite, Teile der alten Stadtmauer mit
einem Halbturm.
Der Halbturm |
Zudem
bot sich uns von hier aus ein erster schöner Blick auf das Stift
Melk.
Blick auf das Stift Melk |
Wir
spazierten nun wenige Meter in Richtung Stadtmitte auf der Kremser
Straße, wo wir zu der Nibelungentafel kamen.
Nibelungentafel |
Wen
der genaue Text interessiert und die dazugehörige Übersetzung
wissen will, kann sich hier informieren: Text und Übersetzung Nibelungentafel
Nach diesem kurzen
Abstecher gingen wir jedoch wieder zurück zur Wiener Straße, die
dann in die Nibelungenlände übergeht, denn an ihr folgten in ganz
kurzen Abständen die folgenden interessanten Gebäude.
Zunächst sahen wir den
Salzhof aus dem Jahre 1650, der einst als Salzlagerstätte diente.
Salzhof |
Diesem folgt das
Schiffsmeisterhaus, an dem einem vergangene Hochwasserkatastrophen
wieder ins Gedächtnis gerufen werden. An der Außenfassade kann man
die Hochwasserstände der Vergangenheit ablesen. Im Jahre 1501
erreichte die Donau mit mehr als 15 Metern über Normalniveau den
höchsten Pegelstand.
Schiffsmeisterhaus |
Wieder nur wenige Meter
weiter sahen wir das 1550 erbaute Haus auf dem Stein. Als würde es
direkt aus dem Felsen wachsen – so thront das Haus auf dem Stein
über der Nibelungenlände. Das Haus wurde um 1550 als Turm errichtet
und erst später zum Wohnhaus umgebaut.
Haus auf dem Stein |
Gleich nach dem Haus auf
dem Stein gingen wir über einen romantischen Steig nach oben und
trafen dort auf die Linzer Straße, die wir nach rechts gingen.
Schnell trafen wir auf einen, zumindest teilweise im Original
erhaltenen, Stadtturm mit Überresten der Stadtmauern.
Stadtturm |
Über den Stadtgraben
ging es nun zurück in Richtung Stadtmitte. Wir kamen auf direktem
Weg zum Hofraum der Alten Post. Die alte Post ist das schönste
Posthaus Österreichs. Die reich geschmückte Fassade und das große
Kuppeldach über dem vorspringenden Mittelteil fallen ins Auge. Das
Gebäude wurde 1792 im Auftrag des Postmeisters Josef Freiherrn von
Fürnberg erbaut.
Die alte Post von Melk |
Von hier waren es nur wenige Meter und wir standen auf dem Hauptplatz
von Melk, von wo aus wir einen kleinen Abstecher zum ältesten, noch
im Altbestand erhaltenen Haus von Melk, dem Haus am Stein. Das
Gebäude stammt aus dem 15. Jahrhundert. Über die gesamte Front
zieht sich ein mehrere Hundert Jahre alter Weinstock, der als
Naturdenkmal geschützt ist.
Ältestes Haus von Melk "Haus am Stein" |
Zurück am Hauptplatz
konnten wir das Standbild des Heiligen Nepomuk aus dem Jahr 1736
bestaunen.
Standbild des Heiligen Nepomuk |
Diesem gegenüber steht
der Pfarrhof aus dem Jahr 1752 und dahinter war schon die
Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt von Melk zu sehen.
Pfarrhof Melk und Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt |
Wer uns kennt weiß, dass
wir natürlich die Kirche auch von Innen sehen wollten. Heute hatten
wir Glück und die Kirchenpforte war offen und wir konnten uns in der
sehenswerten Kirche umsehen.
Innenansicht Stadtpfarrkirche Melk |
Auf direktem Weg
schlenderten wir nun zur Sterngasse, die der älteste Straßenzug
Melks ist und der einst die Hauptstraße war – heute unvorstellbar.
Die Sterngasse ist die einzige Straße, die 1847 vom Großbrand
verschont blieb. In ihr sahen wir auch den alten Pfarrhof dessen
Bausubstanz noch mittelalterlich ist. Die Wandmalereien an dem
Gebäude stammen um 1575.
Sterngasse mit altem Pfarrhof |
Es ging Schlag auf
Schlag, denn das Ende der Sterngasse entließ uns auf den
Rathausplatz, an dem uns als erstes der alte Brotladen ins Auge. Das
aus dem 16. Jahrhundert stammende Gebäude bietet mit seinen zwei
Türmchen und seinem mit Holzschindeln gedeckten Dach einen
romantischen Anblick.
Alter Brotladen |
Da wir zeitlich ganz gut
im Rahmen lagen, entschlossen wir, uns zunächst auf dem Rathausplatz
umzusehen und anschließend in einem der vielen Cafe's uns einen
Cappuccino zu gönnen. Gesagt getan. Der Rathausplatz bietet in
seiner Gesamtheit einen wunderbaren Anblick. Von dem ihn umstehenden
Bauwerken sind aber folgende hervorzuheben. Zum einen ist dies der,
in der Mitte des Platzes stehende Kolomanibrunnen aus dem dem Jahr
1687, als er für den Prälatenhof des Stiftes Melk in Auftrag
gegeben worden war. Abt Berthold Dietmayr schenkte ihn jedoch 1722
der Stadt, da er nicht mehr in das (nun barocke) Konzept der
Klosteranlage passte, und er wurde an der heutigen Stelle
aufgestellt.
Kolomanibrunnen |
Weiter ist das Rathaus
der Stadt Melk zu erwähnen. Es handelt sich um einen
drei-geschossigen Bau aus dem Jahr 1575 mit Walmdach. Nach dem Brand
1847 wurde die Fassade größtenteils erneuert.
Rathaus der Stadt Melk |
Gleich links neben dem
Rathaus steht das ehemalige Lebzelterhaus (1657) mit den bemalten
Fensterläden, das heute eine Apotheke beherbergt.
Bemalte Fensterläden an der Apotheke |
Jetzt hatten wir uns aber
eine Pause redlich verdient. Bei strahlendem Sonnenschein setzten wir
am Rathausplatz in ein Cafe, von dem aus wir diesen Blick genießen
konnten.
Blick vom Cafe auf den Rathausplatz |
Gestärkt durch einen
leckeren Cappuccino konnten wir uns nun an den Aufstieg zum Stift
Melk wagen. Ziemlich genau um 10.45 Uhr standen wir vor dem Ostportal
des monumentalen Klosterbaus.
Ostportal des Stift Melk |
Nach Betreten des ersten
Innenhofes gingen wir zu der, auf der linken Seite befindlichen Kasse
und erwarben Eintrittskarten für das Kloster. Die Karte kostet 9,50
€, wobei diese zur Besichtigung der zugänglichen Räume ohne
Führung berechtigt. Man kann sich auch einer Führung anschließen,
wobei dann der Eintrittspreis bei 11,50 € liegt. Vom Torwartlhof,
in dem wir uns jetzt noch befanden, kommt man durch die Benedikthalle
in den riesigen Prälatenhof.
Prälatenhof des Stift Melk |
Die Ausmaße der
Klosteranlage lassen einen schon erschauern und sämtliche Gebäude
sind herrlich renoviert, ein fantastischer, ergreifender Anblick.
Nun wendeten wir uns aber
den Innenräumen zu. Über die Kaiserstiege erreichten wir den
Kaisergang. Der
Kaisergang im ersten Stock durchläuft mit 196 m Länge fast die
gesamte Südfront des Hauses. An den Wänden sind Porträtgemälde
aller österreichischen Herrscher der Häuser Babenberg und Habsburg
mit Kurzbiografien angebracht.
Kaisergang |
In den
Räumen des Kaisertraktes ist ein Museum eingerichtet, wobei jeder
Raum einen oder zwei gesonderte Themen im Zusammenhang mit dem
Kloster behandelt.
Im Museum des Stift Melk |
Das erste
große Highlight der Klosterbesichtigung war dann der Marmorsaal. Der
an den Kaisertrakt anschließende Marmorsaal war als Fest- und
Speisesaal für weltliche Gäste gedacht, besonders für den
kaiserlichen Hof.
Marmorsaal |
Vom
Marmorsaal ging es dann ins Freie, auf die Altane. Sie verbindet den
Marmorsaal mit der Bibliothek und bietet nach außen schöne, freie
Ausblicke auf die Flusslandschaft im Westen, die Berglandschaft im
Nordwesten und die Stadt Melk zu Füßen des Klosters im Norden.
Auf der Altane |
Ausblick auf Melk von der Altane |
Wir waren
richtig froh, dass wir an keiner Führung teilgenommen haben, denn
während wir die Ausblicke von der Altane genossen und uns alles in
Ruhe und ganz genau ansahen, huschten an uns sage und schreibe 5!
Führungen im Eilschritt vorbei. Auf so eine Hetze können wir gerne
verzichten. Wie schon geschrieben kamen wir auf der anderen Seite der
Altane in die Bibliothek. Sie besteht bereits seit Gründung des
Melker Klosters im Jahre 1089, da die von Stift Lambach kommenden
Benediktinermönche auch einige Schriften, so etwa die Benediktsregel
Codex 1942, mitbrachten.
Bis 1926
besaß die Bibliothek einen Erstdruck der Gutenberg-Bibel, der jedoch
aufgrund von Geldmangel verkauft werden musste.
Ist das
Gesamtbild der Bibliothek schon beeindruckend, entdeckt man bei
genauerem Hinsehen immer neue bemerkenswerte Details.
Bibliothek Stift Melk |
Nach
Verlassen der Bibliotheksräume gelangt man über eine ansehnliche
Wendeltreppe in die Kirche des Klosters.
Wendeltreppe zur Kirche |
Beim
Betreten des Kirchenraumes wird man von dessen Pracht fast erdrückt.
Die prunkvolle Innenausstattung, reichlich mit Blattgold, Stuck und
Marmor verziert, ist in den Farben Gold, Ocker, Orange, Grün und
Grau gehalten.
In der Stiftskirche |
Zentrales
Thema des vergoldeten Hochaltars ist der Abschied der Apostel Petrus
und Paulus voneinander. Sie wurden der Legende nach am selben Tag aus
dem Mamertinischen Kerker (antikes Gefängnis in Rom) zur Hinrichtung
geführt. Eine riesige goldene Krone über den beiden vergoldeten
Figuren deutet das Martyrium der beiden im christlichen Sinne als
Sieg.
Hochaltar der Stiftskirche |
Auch die
Kirche schauten wir uns gründlichst an, bevor wir den Rundgang durch
das Kloster beendeten. Wieder im Freien machten wir uns auf den Weg
zurück zum Klosterportal. Schon beim Betreten der Anlage lasen wir,
dass der barocke Klostergarten nicht zur Besichtigung geöffnet war.
Eine kleine Entschädigung brachte aber der Aufstieg zur
Aussichtsterrasse, von der aus man wenigstens einen Blick auf den
Klostergarten und den Gartenpavillion werfen konnte.
Barocker Klostergarten mit Gartenpavillion |
Des weiteren
konnten wir von hier aus das Klosterrestaurant sehen, das ebenfalls
inmitten eines kleinen Parkes liegt.
Klosterrestaurant mit Parkanlage |
Nach gut 1 ½
Stunden Aufenthalt im und am Stift Melk machten wir uns nun auf den
Rückweg zum Schiff, der wieder durch das malerische Städtchen Melk
führte. Auf dem Hauptplatz trafen wir die Entscheidung, dass eine
kleine Rast nicht schaden würde. In einem Cafe gönnte ich mir ein
Bierchen und Anja vernichtete einen Eiskaffee. Wir beide genossen
nach der Kälte der vergangenen Tage die wärmende Sonne von Melk.
Von unserem
Rastplatz aus waren es nur noch 15 Minuten bis zur Anlegestelle der
DCS Amethyst. Gegen 13 Uhr brachen wir schließlich auf, nicht ohne
nochmals einen herrlichen Blick auf das Stift Melk zu werfen.
Ein letzter Blick auf das Stift Melk |
Kurz vor
Beginn des Mittagessens hatten wir unseren heutigen Tagesausflug
beendet. Noch kurz frisch gemacht und schon suchten wir das
Restaurant auf. Unser erstes und einziges, auf der Amethyst
eingenommenes Mittagessen begeisterte uns genau so wie auch die
aufgetischten Abendessen.
Den Rest des
Nachmittags verbrachten wir damit, dass wir uns zunächst auf dem
Sonnendeck ein wenig die Sonne auf den wohlgenährten Bauch schienen
ließen und anschließend einen ausgedehnten Mittagsschlaf hielten.
Für 19 Uhr
war schließlich das Abschiedsgalaabendessen angesagt. Wieder wurde
wie beim Willkommengalaabendessen ein liebevoll angerichtetes und
geschmacklich hervorragendes, 6-gängiges Essen serviert, dessen
Höhepunkt die Alaska-Eistorte war, die von den Köchen und
Bedienungen würdevoll hereingetragen wurde.
Nach diesem
Spektakel, á la Traumschiff, versammelte sich die gesamte Crew, bis
auf den ersten Offizier, der die Amethyst steuerte, im Restaurant und
wurde vorgestellt. Langsam kam Abschiedsstimmung auf.
Vorstellung der Crew am Abschiedsgalaabend |
Den
Abschlussabend verbrachten wir wieder in der Lounge, wo der
Bordmusiker Pedro wieder sein bestes gab.
Kurz vor
Mitternacht brachen wir dann in Richtung unserer Kabine auf, mussten
jedoch an der Reception noch einen kleinen Zwischenstop einlegen, um
unsere Bordrechnung zu begleichen.
Da die
Koffer am nächsten Tag bis 07 Uhr vor der Türe stehen sollten, wir
aber nicht wussten, ob wir schon so früh auf sind, packten wir die
Koffer so weit wie möglich fertig und stellten sie vor dem schlafen
gehen vor die Tür.
Ob wir
wollten oder nicht, es wurde immer mehr zur Gewissheit, diese
Flusskreuzfahrt neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu, wohin ist
nur die Zeit gegangen? Mit solchen Gedanken schliefen wir aber auch
diesen Abend ein.
Ich persönlich stehe ja sehr auf solche alten Schlösser. Diese Dimensionen sind einfach unbeschreiblich.
AntwortenLöschenManchmal wünsche ich mir, ich hätte da früher mal drin gewohnt.
Die Anfahrt mit dem Schiff muss aber auch bestimmt wunderschön gewesen sein.
Vielleicht buche ich das auch mal. Das sieht ja echt schön aus. :)